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Eckdaten

Egon Schiele war ein österreichischer Maler und Zeichner, der durch seine ausdrucksstarken, oft provokativen Darstellungen von Figuren und Akten bekannt wurde. Er gilt als einer der wichtigsten Vertreter des Wiener Expressionismus.

  • Name: Egon Schiele
  • Geburtsdatum: 12. Juni 1890
  • Geburtsort: Tulln, Österreich
  • Sterbedatum: 31. Oktober 1918
  • Sterbeort: Wien, Österreich
  • Nationalität: Österreichisch
  • Kunststil: Expressionismus
  • Bekannte Werke: "Tod und Mädchen", "Selbstbildnis mit Lampionfrüchten", "Sitzender Akt"
  • Techniken: Malerei, Zeichnung
  • Einflüsse: Gustav Klimt, Vincent van Gogh, Wiener Secession
  • Ausstellungen: Zahlreiche Ausstellungen in der Albertina, dem Leopold Museum und internationalen Ausstellungshäusern
  • Besonderheiten: Berühmt für seine radikalen, expressiven Aktdarstellungen.

Egon Schiele hinterließ ein intensives Werk, das die Ausdruckskraft des menschlichen Körpers und der menschlichen Seele erforschte.

 

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Biographie

Kindheit & Jugend

Egon Schiele wird am 12. Juni 1890 in Tulln an der Donau, Österreich, geboren. Sein Vater Adolf Schiele, ein Bahnbeamter, stirbt früh, als Egon erst 14 Jahre alt ist. Dieser Verlust prägt Schieles Jugend und auch seine spätere künstlerische Ausdrucksweise, die oft von Themen wie Vergänglichkeit, Tod und existenziellen Fragen durchzogen ist. Schon in jungen Jahren zeigt sich Schieles außergewöhnliche künstlerische Begabung. Trotz Widerstand aus der Familie gelingt es ihm, 1906 mit 16 Jahren an der Akademie der bildenden Künste in Wien aufgenommen zu werden.

In Wien kommt Schiele in Kontakt mit der florierenden Kunstszene der Jahrhundertwende, die unter dem Einfluss der Wiener Secession und Künstlern wie Gustav Klimt steht. Die künstlerische Rebellion gegen den Akademismus, der Glaube an individuelle Freiheit und die Auseinandersetzung mit dem menschlichen Körper faszinieren den jungen Schiele und beeinflussen seine frühe Schaffensphase.

 

Aufstieg und die Begegnung mit Gustav Klimt

Gustav Klimt wird eine zentrale Figur in Schieles Leben und Werk. Die beiden Künstler lernen sich 1907 kennen, als Klimt das aufstrebende Talent des jungen Schiele bemerkt. Klimt wird zu einem wichtigen Förderer, vermittelt ihm Kontakte und hilft ihm, erste Ausstellungen zu organisieren. Schieles frühe Arbeiten zeigen noch deutliche Einflüsse des Jugendstils, aber schon bald beginnt er, sich von Klimt und dem dekorativen Stil der Secession zu distanzieren.

Ab 1909 entwickelt Schiele einen eigenen unverwechselbaren Stil, der von einer expressiven, oft stark verzerrten Formensprache geprägt ist. In seinen Zeichnungen und Gemälden rückt er den menschlichen Körper in den Mittelpunkt, dargestellt in provokativen, oft unkonventionellen Posen. Schieles Fokus auf Sexualität, das Fragmentierte und das Abgründige erschüttert die konservative Wiener Gesellschaft, aber auch seine künstlerischen Zeitgenossen.

 

Der Durchbruch: Expressionismus und erotische Provokation

Schiele wird schnell zu einem Hauptvertreter des Expressionismus. In dieser Zeit entstehen seine berühmtesten Werke, in denen er sich intensiv mit dem menschlichen Körper, Nacktheit und Sexualität auseinandersetzt. Seine Zeichnungen, die oft scharfkantige Linien und drastische Posen zeigen, wirken roh und unverhüllt. Werke wie Selbstbildnis mit gespreizten Fingern (1911) und Sitzendes Mädchen (1914) thematisieren Schieles Faszination für den Körper als Ausdrucksmittel von inneren Emotionen, Konflikten und Leidenschaften.

Gleichzeitig sorgen seine offen erotischen Darstellungen für Skandale. 1912 wird Schiele wegen der Darstellung von minderjährigen Modellen in seinen Werken verhaftet und musste für kurze Zeit ins Gefängnis. Diese Erfahrung hinterlässt tiefe Spuren in seiner Kunst und verstärkt seine Auseinandersetzung mit Themen wie Isolation, Schuld und Vergänglichkeit.

 

Die Zeit in Neulengbach und persönliche Krisen

Nach seiner Entlassung zieht Schiele nach Neulengbach, wo er ein Atelier betreibt und ein ruhigeres Leben zu führen versucht. Doch sein Ruf bleibt skandalumwittert, und seine Kunst sorgt weiterhin für Aufsehen. Trotz der gesellschaftlichen Ablehnung gelingt es ihm, ein kleines, aber bedeutendes Netzwerk von Förderern und Sammlern aufzubauen. In dieser Zeit wird seine Lebensgefährtin Wally Neuzil zu einer wichtigen Muse. Viele seiner Porträts und Aktzeichnungen aus dieser Zeit zeigen Wally, oft in intimen und verletzlichen Posen.

Schieles persönliche Krise und die zunehmende Isolation beeinflussen seine Werke stark. Die menschliche Existenz, der Tod und die Zerbrechlichkeit des Lebens werden zentrale Themen seiner Arbeiten. Sein Werk Der Tod und das Mädchen (1915), das seine Trennung von Wally und seine Heirat mit Edith Harms thematisiert, symbolisiert den Verlust und die Verzweiflung, die er in dieser Lebensphase empfindet.

 

Erster Weltkrieg und künstlerische Reife

Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Jahr 1914 stellt für Schiele und viele Künstler seiner Zeit einen tiefen Zäsur dar. Er wird zum Militärdienst eingezogen, aber aufgrund seiner künstlerischen Fähigkeiten wird er meist in Bürotätigkeiten eingesetzt und kann weiterhin malen und zeichnen. Er entwickelt seinen Stil weiter und wendet sich von den extremen Verzerrungen seines Frühwerks ab und schafft zunehmend ausgewogene, ruhigere Bildkompositionen.

Trotz der Härte der Kriegsjahre findet der Maler zunehmend Anerkennung. 1918, nur wenige Monate vor seinem Tod, wird ihm eine große Einzelausstellung in der Wiener Secession gewidmet, die ihm großen Erfolg und steigende internationale Bekanntheit einbringt. Sein Werk hat sich zu dieser Zeit bereits zu einem der bedeutendsten Ausdrucksmittel des expressionistischen Zeitalters entwickelt.

 

Der frühe Tod und das Vermächtnis

1918 erreicht der Höhepunkt seiner Karriere ein abruptes Ende: Am 31. Oktober 1918 stirbt Egon Schiele im jungen Alter von nur 28 Jahren an der Spanischen Grippe, die auch seine schwangere Frau Edith wenige Tage zuvor das Leben kostete. Der plötzliche Tod verhindert, dass sein Werk die volle Reife und den Umfang hätte entfalten können, den es womöglich erreicht hätte.

Schiele hinterlässt ein erstaunlich umfangreiches Werk für seine kurze Lebenszeit. Seine kompromisslose Auseinandersetzung mit dem menschlichen Körper und seinen Emotionen, seine expressiven Linien und seine oft schmerzhafte Ehrlichkeit haben die moderne Kunst nachhaltig geprägt. Seine Werke gelten als Inbegriff des expressionistischen Aufbegehrens gegen die bürgerliche Moral und die akademischen Konventionen seiner Zeit.

Bis heute wird Egon Schiele als einer der bedeutendsten Künstler der österreichischen Moderne gefeiert. Seine Zeichnungen und Gemälde sind in den renommiertesten Museen der Welt ausgestellt und erzielen auf dem Kunstmarkt hohe Preise. Schieles radikale Bildsprache und seine schonungslose Erforschung der menschlichen Seele machen ihn zu einem der wichtigsten Vorreiter des modernen künstlerischen Ausdrucks.

 

Ausstellungen

  • 22.02.2023 – 04.06.2023 Egon Schiele: Self-Portraits – Albertina, Wien.
  • 27.10.2018 – 17.02.2019 Egon Schiele: The Radical Nude – The Courtauld Gallery, London, UK
  • 19.10.2018 – 17.06.2019 Klimt/Schiele: Drawings from the Albertina Museum, Vienna – The Royal Academy of Arts, London.
  • 03.03.2017 – 18.06.2017 Egon Schiele: Expression and Lyricism – Fondation Louis Vuitton, Paris.
  • 09.02.2005 – 22.05.2005 Egon Schiele and His Contemporaries – Leopold Museum, Wien.

 

Auszeichnungen

  • 1909 Preis der Akademie der Bildenden Künste Wien für herausragende Leistungen als Student
  • 1918 Anerkennung durch die Wiener Secession, Teilnahme an der „49. Secessionsausstellung“

 

Filme

  • Egon Schiele: Tod und Mädchen, Spielfilm, Regie: Dieter Berner, 110 Min, Österreich, 2016.
  • Egon Schiele: Dangerous Desires, Dokumentarfilm, 60 Min, USA, 2006.
  • Egon Schiele: Excess and Punishment, Dokumentarfilm, 52 Min, Frankreich, 2014.

 

Literatur

  • Egon Schiele: The Complete Works, Jane Kallir, New York, 1990.
  • Egon Schiele: Self-Portraits and Portraits, Alessandra Comini, München, 2011.
  • Egon Schiele: The Radical Nude, Simon Wilson & Jane Kallir, Prestel, 2018.
  • Egon Schiele: Nearly a Lifetime, Christian Bauer, Wien, 2006.

 

Sammlungen

Österreich

 

USA

 

Frankreich

 

Schweiz

 

Weblinks

 

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