Gabriele Münter
Eckdaten
Gabriele Münter war eine deutsche Malerin, Fotografin und bedeutendes Mitglied der expressionistischen Künstlergruppe "Der Blaue Reiter". Sie spielte eine zentrale Rolle in der Entwicklung der modernen Kunst in Deutschland.
- Name: Gabriele Münter
- Geburtsdatum: 19. Februar 1877
- Geburtsort: Berlin, Deutschland
- Sterbedatum: 19. Mai 1962
- Sterbeort: Murnau am Staffelsee, Deutschland
- Nationalität: Deutsch
- Kunststil: Expressionismus
- Bekannte Werke: "Boote auf dem Staffelsee", "Der blaue Berg", "Murnauer Landschaft"
- Techniken: Malerei, Druckgrafik, Fotografie
- Einflüsse: Wassily Kandinsky, Münchener Sezession, Volkskunst
- Ähnliche Künster: Paul Klee
- Ausstellungen: Ausstellungen in Deutschland und international, u.a. im Lenbachhaus München
- Besonderheiten: Wegbereiterin des Expressionismus, enge Verbindung zu Wassily Kandinsky und dem "Blauen Reiter"
Gabriele Münter prägte die Kunst der Moderne maßgeblich und hinterließ ein umfangreiches Werk, das bis heute hoch geschätzt wird.
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Biographie
Kindheit & Jugend
Gabriele Münter wird am 19. Februar 1877 in Berlin geboren. Schon in jungen Jahren zeigt sie eine starke künstlerische Begabung, und ihre Familie unterstützt diese Neigung. Nach dem frühen Tod ihrer Eltern im Jahr 1897 beginnt Münter, verstärkt ihren Wunsch zu verfolgen, Künstlerin zu werden. Zu dieser Zeit waren Frauen in Deutschland jedoch weitgehend von einer formellen Kunstausbildung ausgeschlossen, weshalb Münter alternative Wege finden musste, um ihre künstlerische Entwicklung voranzutreiben.
1898 geht sie nach München, wo sie an der „Damenakademie des Münchner Künstlerinnenvereins“ studiert, einer der wenigen Einrichtungen, die Frauen Kunstunterricht bieten. Doch die Akademie entspricht nicht ihren Erwartungen, und sie sucht nach neuen Möglichkeiten, ihre Kunst zu entwickeln. Eine wichtige Phase ihrer Ausbildung beginnt, als sie 1902 in die Phalanx-Schule eintritt, die von Wassily Kandinsky geleitet wird. Diese Begegnung mit Kandinsky wird ihr künstlerisches und privates Leben maßgeblich beeinflussen.
München, Kandinsky und der Weg zur Moderne
Gabriele Münter und Wassily Kandinsky entwickeln schnell eine enge Beziehung, sowohl beruflich als auch privat. Kandinsky wird nicht nur zu ihrem Lehrer, sondern auch zu ihrem Lebenspartner. Gemeinsam unternehmen sie Reisen durch Europa, und Münter vertieft sich in die neuen, avantgardistischen Strömungen der Kunst, die in dieser Zeit aufkommen. Ihre Reisen nach Frankreich, insbesondere nach Paris, bringen sie in Kontakt mit den Ideen des Postimpressionismus, Fauvismus und der aufkommenden abstrakten Kunst.
Münter entwickelt in diesen Jahren ihren eigenen Stil, der sich deutlich von dem akademischen Realismus entfernt. Sie experimentiert mit kräftigen Farben, vereinfachten Formen und einem expressiven Ausdruck. Die ländlichen Szenen und Landschaften, die sie malt, zeigen oft starke Farbkontraste und eine klare, reduzierte Bildsprache. Münter und Kandinsky sind Mitbegründer der Neuen Künstlervereinigung München (NKVM) und später der einflussreichen Gruppe Der Blaue Reiter, einem zentralen Akteur der frühen deutschen Avantgarde.
Der Blaue Reiter und künstlerische Reife
1911 wird Der Blaue Reiter gegründet, eine Gruppe von Künstlern, die sich gegen den akademischen Kunststil stellen und nach einer neuen, spirituellen Ausdrucksform suchen. Neben Kandinsky und Münter gehören auch Künstler wie Franz Marc, August Macke und Paul Klee zu den führenden Mitgliedern der Gruppe. Münters Malerei während dieser Zeit ist stark von der Natur inspiriert, aber auch von einem spirituellen Verständnis der Farbe als Ausdrucksmittel. In Werken wie Berglandschaft mit Kirche (1910) und Murnau mit Kirche (1911) setzt sie kräftige Farben und klare Formen ein, um eine subjektive, emotionale Interpretation der Landschaft zu schaffen.
Ein wichtiger Ort für Münters Schaffen wird das Haus in Murnau am Staffelsee, das sie 1909 gemeinsam mit Kandinsky kauft. Hier entwickelt Münter ihren unverwechselbaren Stil weiter und malt zahlreiche Landschaftsbilder sowie Porträts. Murnau wird ein zentraler Ort für die Entstehung der Werke der Blauen Reiter-Künstler und eine Quelle der Inspiration für Münter.
Erster Weltkrieg und persönliche Krisen
Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 verändert sich Münters Leben radikal. Kandinsky, als russischer Staatsbürger, muss Deutschland verlassen und kehrt nach Russland zurück. Obwohl die beiden ursprünglich planten, nach dem Krieg wieder zusammenzukommen, trennen sich ihre Wege. Diese Trennung markiert das Ende einer wichtigen Phase in Münters Leben und ihrer künstlerischen Partnerschaft mit Kandinsky. Sie gerät in eine tiefe persönliche Krise, die auch ihre künstlerische Produktion stark beeinflusst.
In den folgenden Jahren lebt Münter weitesgehend zurückgezogen in ihrem Haus in Murnau. Sie malt nur noch sporadisch und leidet unter der Isolation und der Unsicherheit der Nachkriegsjahre. Trotzdem bleibt sie ihrer künstlerischen Vision treu und hält an den Ideen fest, die sie gemeinsam mit Kandinsky und den anderen Künstlern des Blauen Reiters entwickelt hatte.
Rückkehr zur Kunst und späte Anerkennung
Erst in den 1920er Jahren beginnt Gabriele Münter, sich wieder stärker der Kunst zu widmen. In dieser Zeit entstehen Stillleben und Porträts, die ihren individuellen, expressiven Stil fortsetzen. Doch erst in den 1930er Jahren erfährt Münter eine breitere Anerkennung für ihr Werk. Ihr Stil bleibt weiterhin geprägt von kräftigen Farben, vereinfachten Formen und einer intensiven emotionalen Ausdruckskraft, die ihren Bildern eine eindringliche Präsenz verleiht.
Während der Zeit des Nationalsozialismus gerät Münter wie viele andere Künstler der modernen Bewegung in eine schwierige Lage. Die Nationalsozialisten betrachten ihre Kunst als „entartet“, und Münter zieht sich erneut zurück. Dennoch bewahrt sie einen Großteil der Werke von Kandinsky und anderen Mitgliedern des Blauen Reiters, die sie über die Kriegsjahre hinweg vor der Zerstörung rettet. Nach dem Krieg übergibt sie diese wichtigen Werke dem Lenbachhaus in München, das bis heute eine der bedeutendsten Sammlungen der Kunst des Blauen Reiters beherbergt.
In den 1950er Jahren erlebt Gabriele Münter endlich die Anerkennung, die sie lange verdient hatte. Zahlreiche Ausstellungen ehren sie als eine der wichtigsten Vertreterinnen der klassischen Moderne in Deutschland. Ihr Werk wird nicht nur wegen ihrer Verbindung zum Blauen Reiter geschätzt, sondern auch wegen ihrer einzigartigen Fähigkeit, Farbe und Form zu einem kraftvollen Ausdrucksmittel zu verbinden.
Spätes Leben und Vermächtnis
Gabriele Münter verbringt die letzten Jahre ihres Lebens in Murnau und bleibt bis ins hohe Alter künstlerisch aktiv. Sie stirbt am 19. Mai 1962 im Alter von 85 Jahren. Ihr künstlerisches Vermächtnis wird nicht nur durch ihre eigenen Werke geprägt, sondern auch durch ihre entscheidende Rolle in der Bewahrung und Weitergabe der Werke des Blauen Reiters. Münter als eine der bedeutendsten deutschen Künstlerinnen der Moderne. Ihre Malerei, die oft als weiblicher Gegenpol zur expressiven Männlichkeit der Blauen Reiter-Künstler gesehen wird, hat sich durch ihre Sensibilität für Farbe, Form und Ausdruckskraft einen festen Platz in der Kunstgeschichte gesichert. Das Haus in Murnau, in dem sie viele ihrer bedeutenden Werke schuf, ist heute ein Museum und ein wichtiges Zeugnis der künstlerischen Bewegung, die sie mitbegründet hat.
AUSSTELLUNGEN
- 2024 Expressionists: Kandinsky, Münter and the Blue Rider - Tate Modern, London.
- 2024 Gabriele Münter, Eudora Welty. Au début, la photographie - Pavillon Populaire, Montpellier.
- 2022 Kabinettausstellung: Schneefarben. Winterbilder von Gabriele Münter - Schlossmuseum Murnau, Murnau.
- 2022 Gabriele Münter. Pionierin der Moderne - Zentrum Paul Klee, Bern.
- 2023 Gabriele Münter. Menschenbilder - Bucerius Kunst Forum, Hamburg.
AUSZEICHNUNGEN
- 1956 Förderpreis für Bildende Kunst der Landeshauptstadt München
- 1957 Goldenes Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland
FILME
- Münter & Kandinsky, Spielfilm, Marcus O. Rosenmüller, 125 Min, Deutschland 2024
- Bayern & der Blaue Reiter, Antje Harries, Dokumentarfilm, 45 Min, Deutschland 2013.
LITERATUR
- Gabriele Münter. Eine Künstlerin aus dem Kreis des ‚Blauen Reiter‘, Sabine Windecker, Berlin 1991.
- Ich Weltkind: Gabriele Münter; die Biographie, Gudrun Schury, Berlin 2012.
- Gabriele Münter. Eine Biographie, Boris von Brauchitsch, Berlin 2017.
SAMMLUNGEN
Deutschland
- München - Lenbachhaus
- Berlin - Nationalgalerie
USA
- New York - The Metropolitan Museum of Art
- Los Angeles - LACMA - Los Angeles County Museum of Art
Schweiz
- Zürich - Kunsthaus Zürich
Frankreich
- Paris - Musée d'Orsay
WEBSITES
NEWS
- Gabriele Münter war mehr als Kandinskys Schülerin und Muse, von: Franz Zelter, in: www.nzz.ch, vom: 14.11.2023.
- LAND UND LEUTE: Gabriele Münter - "Von allen Reisen hierhin zurück“, Podcast, von: Justina Schreiber, in: www.br.de, vom: 01.01.2024.