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Eckdaten

Niki de Saint Phalle gilt als eine der bedeutendsten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts. Ihre Werke, geprägt von leuchtenden Farben und ausdrucksstarken Formen, sind Ikonen des Feminismus und der modernen Kunst. Mit ihren unverwechselbaren Skulpturen, Installationen und Aktionen hinterließ sie einen bleibenden Eindruck in der Kunstwelt.

  • Name: Niki de Saint Phalle
  • Geburtsdatum: 29. Oktober 1930
  • Geburtsort: Neuilly-sur-Seine, Frankreich
  • Sterbedatum: 21. Mai 2002
  • Sterbeort: San Diego, Kalifornien, USA
  • Nationalität: Französisch
  • Kunststil: Nouveau Réalisme, Pop Art, Feministische Kunst
  • Bekannte Werke: "Nanas", "Der Tarotgarten", "Hon – eine Kathedrale"
  • Techniken: Skulptur, Malerei, Collage, Performance, Installation
  • Einflüsse: Jean Tinguely, Gaudí, Dubuffet, Feminismus, Populärkultur
  • Ähnliche Künstler: Christo, Georgia O’Keeffe, Jenny Holzer, Cindy Sherman, Robert Indiana
  • Ausstellungen: Große Retrospektiven in Museen wie dem MoMA, Guggenheim Museum, Centre Pompidou und dem Moderna Museet Stockholm
  • Besonderheiten: Ihre farbenfrohen und monumentalen Werke, wie die Nanas, feierten Weiblichkeit, Diversität und Lebensfreude und hinterfragten zugleich gesellschaftliche Rollenbilder. Ihr Tarotgarten in der Toskana gilt als eines ihrer größten Lebenswerke.

Niki de Saint Phalle hat mit ihrer kraftvollen und innovativen Kunst die Grenzen traditioneller Ausdrucksformen gesprengt. Ihr Werk bleibt eine bedeutende Quelle der Inspiration und ein Symbol für die Verbindung von Kreativität, Mut und gesellschaftlichem Engagement.

 

Biografie

Kindheit & Jugend

Niki de Saint Phalle wird am 29. Oktober 1930 in Neuilly-sur-Seine, Frankreich, als Catherine Marie-Agnès Fal de Saint Phalle geboren. Sie wächst in einer wohlhabenden, jedoch turbulenten Familie auf, da die Wirtschaftskrise ihren Vater finanziell ruiniert. 1933 zieht die Familie nach New York, wo Niki ihre Jugend verbringt. Trotz der schwierigen Verhältnisse zeigt sie schon früh künstlerisches Talent und ein ausgeprägtes Interesse an Kreativität, das sie in der Schule und durch autodidaktische Experimente entfaltet.

Ihre Jugend ist geprägt von inneren Kämpfen, unter anderem durch traumatische Erfahrungen in der Familie. Diese prägenden Ereignisse sollten später ein wichtiges Thema ihrer Kunst werden. Niki verbringt ihre frühen Jahre zwischen Paris und den USA, bevor sie in den 1940er Jahren als Model zu arbeiten beginnt. Ihre Bilder zieren unter anderem die Covers von Modemagazinen wie Vogue und Harper's Bazaar. Doch schon bald entscheidet sie sich gegen die Modewelt und für die Kunst.

 

Frühe Karriere und die „Shooting Paintings“

In den 1950er Jahren beginnt Niki de Saint Phalle, sich ernsthaft der Kunst zu widmen. Sie experimentiert mit Malerei und Bildhauerei und entwickelt einen unverwechselbaren, expressiven Stil. Ihre erste bedeutende Werkreihe entsteht in den frühen 1960er Jahren: die sogenannten „Shooting Paintings“. Bei diesen Arbeiten schießt sie mit einem Gewehr auf Farbbeutel, die an Leinwänden befestigt sind, um explosive, zufällige Farbmuster zu erzeugen. Diese Performances, die sowohl künstlerisch als auch politisch interpretiert werden können, machen sie international bekannt und bringen sie in Verbindung mit der Avantgarde-Bewegung des Nouveau Réalisme.

Ihre Werke aus dieser Zeit stehen in engem Dialog mit der zeitgenössischen Kunst und reflektieren gesellschaftliche Spannungen und persönliche Kämpfe. Sie wird Teil eines Netzwerks von Künstlern, darunter Jean Tinguely, den sie später heiratet und mit dem sie zahlreiche Projekte realisiert.

 

Die „Nanas“ und internationale Anerkennung

In den 1960er Jahren entsteht Niki de Saint Phalles ikonische Werkreihe, die „Nanas“. Diese farbenfrohen, überdimensionierten Skulpturen von üppigen, tanzenden Frauen feiern die Weiblichkeit und stellen gängige Geschlechterrollen infrage. Die „Nanas“ werden zum Markenzeichen ihrer Kunst und erregen weltweit Aufmerksamkeit. 1966 schafft sie eine ihrer berühmtesten Installationen, Hon – eine Kathedrale, eine begehbare Nana, die im Moderna Museet in Stockholm ausgestellt wird.

In den folgenden Jahrzehnten entwickelt Niki de Saint Phalle ihren Stil weiter und schafft monumentale Arbeiten, die Kunst und Architektur miteinander verbinden. Ihr bedeutendstes Werk ist der Tarotgarten in der Toskana, eine weitläufige Skulpturenlandschaft, die von den Symbolen der Tarotkarten inspiriert ist. Dieses Projekt, das sie über 20 Jahre hinweg realisiert, wird zu einem ihrer wichtigsten Vermächtnisse.

 

Späte Jahre: Engagement und große Projekte

In den 1980er und 1990er Jahren widmet sich Niki de Saint Phalle zunehmend großformatigen Installationen und sozialen Themen. Sie setzt sich in ihrer Kunst für Frauenrechte, Frieden und ökologische Fragen ein. In dieser Zeit entstehen zahlreiche öffentliche Kunstwerke, darunter die berühmte Stravinsky-Brunnen-Installation vor dem Centre Pompidou in Paris, die sie gemeinsam mit Jean Tinguely gestaltet.

Trotz gesundheitlicher Probleme, die durch den Umgang mit toxischen Materialien in ihrer Kunst verursacht wurden, bleibt sie bis ins hohe Alter produktiv. In den 1990er Jahren veröffentlicht sie außerdem Bücher, darunter ein Kunstmärchen, und spricht offen über ihre persönlichen Kämpfe und feministischen Ansichten.

 

Spätes Werk und Vermächtnis

Niki de Saint Phalle stirbt am 21. Mai 2002 in San Diego, Kalifornien, USA. Sie hinterlässt ein beeindruckendes künstlerisches Erbe, das von farbenfrohen Skulpturen über provokative Performances bis hin zu monumentalen Installationen reicht. Ihre Werke sind weltweit in Museen und öffentlichen Räumen zu sehen und inspirieren bis heute Künstlerinnen und Künstler.

Mit ihrem einzigartigen Stil und ihrer mutigen Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Themen hat Niki de Saint Phalle die Grenzen der Kunst erweitert und eine unvergleichliche Position in der Kunstgeschichte eingenommen. Ihre Arbeit bleibt ein kraftvolles Symbol für Kreativität, Feminismus und die Feier des Lebens.

 

Ausstellungen

  • 06.06.2025 – 04.01.2026 Niki de Saint Phalle, Jean Tinguely, Pontus Hultén – Grand Palais, Paris.
  • 12.06.2025 – 13.10.2025 Niki de Saint Phalle: The 1980s and 1990s: Art Unleashed – Musée National des Beaux-Arts, Québec.
  • 24.04.2024 – 19.08.2024 Niki de Saint Phalle, Jean Tinguely & Pontus Hultén – Centre Pompidou, Paris.
  • 03.02.2023 – 21.05.2023 NIKI DE SAINT PHALLE – Schirn Kunsthalle Frankfurt.
  • 02.09.2022 – 15.01.2023 NIKI DE SAINT PHALLE – Kunsthaus Zürich.



Auszeichnungen

  • 1994: Prix Caran d’Ache für die Gestaltung einer Briefmarke zur Sensibilisierung für AIDS.
  • 2000: Praemium Imperiale in der Kategorie Skulptur, verliehen von der Japan Art Association.
  • 2000: Ernennung zur Ehrenbürgerin der Stadt Hannover in Anerkennung ihres künstlerischen Beitrags, insbesondere der Schenkung von 400 Werken an das Sprengel Museum.

 

Filme

  • Niki de Saint Phalle: Wer ist das Monster – Du oder ich?, Dokumentarfilm, Peter Schamoni, 93 Min, Deutschland/Schweiz 1995.
  • Daddy, Experimentalfilm von Niki de Saint Phalle und Peter Whitehead, 105 Min, Frankreich 1973.
  • Un rêve plus long que la nuit, Experimentalfilm von Niki de Saint Phalle, 120 Min, Frankreich 1976.
  • Niki de Saint Phalle: Introspections and Reflections, Dokumentarfilm, André Blas, 2003.
  • Niki de Saint Phalle and Jean Tinguely: Bonnie and Clyde of the Arts, Dokumentarfilm, Louise Faure, Anne Julien, 2012.
  • Niki de Saint Phalle: An Architect’s Dream, Dokumentarfilm, Louise Faure, Anne Julien, 52 Min, Frankreich 2014.
  • Niki, Spielfilm über das Leben von Niki de Saint Phalle, Céline Sallette, 98 Min, Frankreich 2024.



Literatur

  • Niki de Saint Phalle - die illustrierte Geschichte, Monica Foggia, Valeria Quattrocchi, Balthasar Pagan, München 2023.
  • Ich bin eine Kämpferin : Frauenbilder der Niki de Saint Phalle, Ulrich Krempel und Regina Selter, Berlin 2016.
  • Niki de Saint Phalle – Starke Weiblichkeit entfesseln. Die Biografie, Monika Becker, München 2005.
  • Niki & Jean. L'art et l'amour, Ulrich Krempel u. Andres Pardey (Hrsg.), München 2005.

 

Sammlungen

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